Seit ein paar Stunden ist bekannt, dass die Uhren-Hersteller Rolex, Tudor, Patek Philippe, Chanel und Chopard 2019 das letzte Mal an der Baselworld teilgenommen haben.
Ab 2021 werden diese Hersteller in Genf eine neue Messe gemeinsam mit FHH ins Leben rufen.
Wir zeigen in diesem Artikel die Gründe, wieso nun die letzten großen Uhrenmarken (allen voran Rolex) die Baselworld verlassen und beantworten alle Fragen für die Zukunft der Uhrenmessen.
Die 3 wichtigsten Gründe für das Verlassen der Baselworld
Grund Nummer 1: COVID-19 – der beschleunigende Faktor
Als mehr oder weniger direkte Ursache für den letztendlichen Drop-Out weiterer wichtiger Uhrenmarken bei der Baselworld ist sicherlich die als „Coronakrise“ bekannt gewordene und aktuell immer noch andauernde COVID-19 Pandemie.
Sie hatte seit Anfang Februar dafür gesorgt, dass immer mehr Veranstaltungen abgesagt oder verschoben wurden, unter Anderem auch die Baselworld.
Schon vorher hatte sich der Trend angekündigt, dass immer mehr große Hersteller nicht mehr auf der Baselworld ausstellen.Den mit Abstand größten Ausstieg hat dabei die Swatch Group (zu der unter Anderem Omega gehört) bereits 2018 hingelegt, und auch Breitling hat bereits angekündigt, nicht mehr länger auf der Baselworld vertreten zu sein.
Auch in Uhrenforen und allgemein in der Uhren Community war bereits seit einiger Zeit der allgemeine Grundton zu hören, dass die Baselworld ein Auslaufmodell ist. Der aktuelle Ausfall der Baselworld 2020 durch COVID-19 scheint den Herstellern eine passende Gelegenheit zu sein, die eventuell schon länger bestehenden Pläne zum Abschied der Baselworld nun in die Tat umzusetzen.
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Grund Nummer 2: Terminkonflikte der verschobenen Baselworld mit anderen Uhren- und Schmuckmessen
Laut einem Artikel von Forbes zum Aussteig von Rolex & Co aus der Baselworld hat die MCH Group, der Betreiber der Basler Uhrenmesse diese von April 2019 auf Januar 2021 verlegt, ohne das vorher mit den Ausstellern abzusprechen.
Nicht nur die fehlende Absprache mit den Herstellern sondern auch der Termin-Konflikt mit anderen wichtigen Uhren- und Schmuckmessen hat Hersteller wie Rolex verärgert, wie ein Zitat von Rolex CEO Jean-Frederic Dufour erkennen lässt:
We have taken part in Baselworld since 1939. Unfortunately, given the way the event has evolved and the recent decisions made by MCH Group, and in spite of the great attachment we had to this watch show, we have decided to withdraw. Following discussions initiated by Rolex, it seemed only natural to create a new event with partners that share our vision and our endless, unwavering support for the Swiss watchmaking sector. This will allow us to present our new watches in line with our needs and expectations, to join forces and better defend the interests of the industry.
Wir haben seit 1939 bei der Baselworld teilgenommen. Leider haben wir uns aufgrund der Art und Weise wie sich die Veranstaltung entwickelt hat und aufgrund der aktuellen Entscheidungen der MCH Gruppe trotz der großartigen Verbindung zu dieser Show dazu entschieden, uns von dieser zurückzuziehen. Nachfolgende Diskussionen die von Rolex in die Wege geleitet wurden haben es nur logisch erscheinen lassen, eine neue Messe zu veranstalten zusammen mit unseren Partnern, die unsere Vision und unsere unerschütterliche Unterstützung für die schweizer Uhrmacher teilen. Dies wird uns ermöglichen unsere neuen Uhren in einer Linie mit unseren Bedürfnissen und Erwartungen zu präsentieren, Kräfte zu vereinen und die Interessen der Uhrenindustrie besser zu vertreten.
Jean-Frederic Dufour, CEO von Rolex
Die Geschäftsführer der anderen Marken wie Patek Philippe und Chopard haben sich ähnlich geäußert.
Grund Nummer 3: Baselworld-Veranstalter erstattet Kosten für die verschobene Baselworld 2020 nicht (vollständig) zurück
Schon letzte Woche habe ich mich mit einigen Händlern über die Baselworld unterhalten und bei dieser Gelegenheit etwas mitbekommen, was die Überraschung über den Rückzug von Rolex & Co. eher in Maßen gehalten hat:
So sollen die Veranstalter der Baselworld den Herstellern keine Erstattung der bereits entstandenen Kosten für die verschobene (oder besser gesagt de facto ausgefallene) Uhrenmesse geboten haben. Anstattdessen gab es 2 Optionen für die Hersteller (Die Zahlen sind aus meinem Gedächtnis, leider habe ich mir letzte Woche keine Notizen gemacht, ich werde aber nochmal nachfragen und an dieser Stelle bei Bedarf nachbessern!):
- Option Nummer 1: 85% der Kosten werden als „Anzahlung“ für die kommende Baselworld genutzt, die verbleibenden 15% bleiben bei der MCH Gruppe
- Option Nummer 2: 70% der Kosten werden erstattet, dafür behält der Veranstalter der Baselworld 30% für sich.
Angesichts dieser Neuigkeiten schien es mir nicht unwahrscheinlich, dass das zum Ausstieg einiger weiterer Marken aus der Baselworld bedeuten würde, dass es jetzt doch so schnell geht, und dass allen voran mit unter Anderem Rolex, Tudor und Patek Philippe die mit Abstand wichtigsten Aussteller ebenfalls aussteigen ist, dürfte nun aber ein harter Schlag für die Baselworld und deren Veranstalter sein.
Es muss hinzugefügt werden, dass auch die MCH Gruppe angesichts der abgesagten Baselworld 2020 sicherlich mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben dürfte, und somit ist die Einhaltung eines Teils der Kosten durchaus nicht unverständlich.
Allerdings könnte das auf der anderen Seite auch der letztendliche Auslöser gewesen sein, die die Baselworld von ihrem Platz 1 der wichtigsten Uhrenmessen der Welt in die Bedeutungslosigkeit verdrängen könnte.
genau damit tun sich weitere wichtige Fragen auf, wie es jetzt mit den Uhrenmessen weitergeht. Diese Fragen beantworten wir nachfolgend mit den uns zur Verfügung stehenden Infos.
Die Zukunft der Uhrenmessen – wie geht es jetzt weiter?
Was ist jetzt eigentlich mit den Neuvorstellungen 2020?
Eine der häufigsten Fragen, die wir von Euch bekommen, seit COVID-19 Anfang des Jahres mehr und mehr zum Thema wurde ist:
„Werden 2020 neue Modelle vorgestellt?“
Für die mit Abstand wichtigsten Akteure Rolex, Tudor und Patek haben sich diese Fragen zumindest für den April 2020 geklärt: Während davor noch gemutmaßt wurde, dass die Hersteller ihre Modelle einfach online vorstellen zu den eigentlich vorgesehenen Terminen der jeweiligen Uhrenmessen, haben inzwischen die meisten Hersteller angegeben, im Frühling keine neuen Modelle vorzustellen.
Rolex Neuheiten 2020
Stand aktueller Dinge werden die Uhrenhersteller Rolex und Tudor im Jahr 2020 keine neuen Modelle vorstellen. Die Vorstellung der neuen Modelle wird vermutlich erst im April 2021 stattfinden. Dort findet die neue ins Leben gerufene Messe statt, auf der Rolex, Tudor, Patek Philippe und auch andere High-End Uhrenmarken ihre Modelle vorstellen.
Wie stellen Rolex, Tudor, Patek & Co. zukünftig ihre Neuheiten vor?
Wie bereits erwähnt wird es eine neue Veranstaltung geben, die in Zusammenarbeit mit der FHH, den Organisatoren der Uhrenmesse Watches & Wonders (früher bekannt als SIHH) stattfindet.
Auf der Watches & Wonders stellen bereits einige andere Hersteller, unter Anderem zugehörige der Richemont Gruppe (A. Lange & Söhne, Panerai, Jaeger LeCoultre u.A.).
Das Datum der neuen Messe wird voraussichtlich im April 2021 sein.
Werden die neuen Messen mehr auf den Endkunden ausgerichtet sein?
Von Anfang an standen Messen wie die Baselworld in der Kritik dafür, für Endkunden (also den letztendlichen Käufern der Uhren) nicht sonderlich viel zu bieten.
Für alle normalen Endverbraucher gab es keine Möglichkeit die neuen Modelle wirklich live zu erleben oder anzufassen, diese waren bei der Baselworld lediglich in Schaufenstern ausgestellt.
Um die Uhren live anfassen und anprobieren zu können brauchte man einen Termin mit den Herstellern. Solche Termine waren nur als Blogger, als Vertreter der Presse oder natürlich als offizieller Händler der jeweiligen Marke zu bekommen.
Leider scheint sich diesbezüglich auch bei der neuen Messe nicht viel zu ändern:
Die Hersteller legen ihren Fokus weiterhin auf Ihre Kunden. Diese sind die jeweiligen offiziellen Händler der Marke. Dies geht aus dem oben schon verlinkten Forbes Artikel hervor. Dort heißt es:
What is intriguing, though, is the fact that Rolex, Patek, Chopard and the other big brands are working with the Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) to create a new event in April 2021 for retailers, press and key collectors.
Was aber interessant ist, ist die Tatsache, dass Rolex, Patek, Chopard und die anderen großen Marken mit der FHH zusammenarbeiten, um eine neue Veranstaltung für offizielle Händler, die Presse und „key collectors“ im April 2021 ins Leben zu rufen
Forbes Artikel über den Ausstieg von Rolex, Tudor, Patek Philippe, Chanel und Chopard aus der Baselworld
Die neue Messe wird also ebenfalls keine Endkunden Messe sein.
Ein notwendiger Schritt?
Mit der heutigen Nachricht scheint es unwahrscheinlich, dass die Baselworld in Zukunft ihren Status als wichtigste Uhrenmesse beibehalten kann.
Liest man sich die Kommentare unter den jeweiligen Artikel zum Ausstieg 5 weiterer wichtiger Hersteller durch, so scheinen die wenigsten überrascht zu sein, dass nun mit Rolex, Tudor und Patek Philippe auch die letzten großen Standbeine der Baselworld die Messe verlassen hat.
Was uns nun interessiert:
War der Ausstieg aus der Baselworld ein notwendiger Schritt in eine neue, richtige Richtung, oder hat sich nun nur der Ort und die Namen der Veranstaltungen geändert? Wir freuen uns über Deine Meinung in den Kommentaren.
Naja das ganze Baselworld Modell war ja eh veraltet zumal es sehr teures Schaufensterlaufen ist man die Uhren nicht in die Hände bekommt für Konzessionäre vielleicht noch Ok für Endkunden eher nicht.
Zu deinem Grund Nummer 3 ist ja auch verständlich das die Kosten irgendwo nicht erstattet werden gerade Rolex nutzt wie die anderen Luxushersteller die Möglichkeit aus das die Messestände das komplette Jahr über stehen bleiben dadurch kann die Messeleitung die Fläche ja nicht weiter nutzen und Rolex und Co sparen sich Unsummen für Auf und Abbau sowie Lagerkosten
Ja das stimmt. Insgesamt hat man das ja schon oft gehört, dass die BW vermutlich sterben wird. Zu den Kostenerstattungen schien es die Hersteller aus irgendeinem Grund zu ärgern, wie die Veranstalter das gehandelt haben. Sieht auch nach dem tatsächlichen und unmittelbaren Grund aus! Liebe Grüße
Letztendlich finde ich es traurig, dass der Endverbraucher nicht wirklich eine Möglichkeit hat/ bekommt, Uhren, die er so nie zu Gesicht bekommen wird, wenigstens für einen Moment mal auf einer Messe sehen, anfassen und am Handgelenk tragen zu dürfen. Aber, wie soll das auch funktionieren?
Und: Was hilft es einen, wenn man das Geld endlich für seine Traumuhr (z.B. Rolex Hulk) zusammen hat, sie aber nie kaufen, geschweige denn überhaupt mal zu Gesicht bekommen wird!?!